Sistercity

Die letzte Arbeitswoche hielt sich recht kurz.  Wir mussten nur 3 Tage arbeiten.
Der Montag startete wie gewohnt mit unserem Kiswahiliunterricht und danach ging der Tag im Kreißsaal weiter.
Die Tage waren nicht sonderlich spektakulär, bis auf, dass ich am Mittwoch begonnen habe zu nähen. Ich habe meinen ersten Dammriss versorgt. Zwar ohne große Aufsicht und Anleitung, aber ich habe mich gut geschlagen. Durch das viele Zuschauen habe ich die Handgriffe und Nahttechnik ganz gut im Kopf gehabt.
Außerdem hatte ich die mentale Unterstützung von Maria an meiner Seite, da sie mich gerade zum Feierabend abholen wollte – aber ich war noch beschäftigt.
Ein kleines Highlight meiner Woche.

P1000200

Warten vor dem Kiswahiliunterricht

Wir mussten nur  bis Mittwoch arbeiten, da am Donnerstag eine Straße in Dar es Salaam, aufgrund der Städtepartnerschaft mit Hamburg, feierlich um genannt wurde. Somit wurde aus der „Garden Avenue“, wo auch die Deutsche Botschaft ihren Standort hat, zur „Hamburg Avenue“.

IMG_2731 IMG_2726 IMG_2724 IMG_2716

Bezüglich dieser Feierlichkeit war auch Inken Bruns, Vorsitzende unserer Entsendeorganisation, in Dar es Salaam und wir, als Freiwillige, waren dazu eingeladen. Ebenfalls anwesend waren der deutsche Botschafter Egon Kochanke , den wir bereits am 3. Oktober kennen lernen durften, Didas Massaburi (Bürgermeister von Dar es Salaam) und Wolfgang Schmidt, Staatsrat aus Hamburg. Es fanden einigen Reden statt und dann wurde das neue Straßenschild der „Hamburg Avenue“ enthüllt. Danach wurde Musik gespielt und einige der Anwesenden schwangen das Tanzbein.
Mich lud das Wetter allerdings nicht sehr zum Tanzen ein, da es zu dieser Uhrzeit unbeschreiblich heiß war und ich mich lieber mit meinem Schwitztuch in den Schatten verkrochen habe, um das Spektakel von Weitem zu beobachten. Nach ca. 1h war die Veranstaltung dann vorbei. Alle wichtigen Persönlichkeiten verschwanden in ihren Autos zu weiteren Meetings und wir Freiwilligen machten uns gemeinsam auf dem Weg in ein schönes Café, wo wir uns ein leckeres Essen gönnten.

Der Freitag begann für uns mit einem reichhaltigem und leckerem Frühstück in unserer Wohnung. Am Nachmittag waren wir mit Wolfgang Schmidt, dem Staatsrat aus Hamburg, in einem Café zu einem Gespräch verabredet. Er wollte sich gerne mit uns über unsere bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse austauschen und inwiefern sich das Jahr in Tansania als sinnvoll gestaltet.
Bereits in der Vorstellungsrunde konnten Maria und Ich unsere derzeitige Stimmung und manchmal auch Frustration zum Ausdruck bringen und stießen auf Zuspruch und Motivation seitens Herrn Schmidt. Er schien sehr interessiert und verständnisvoll.
Gemeinsam beredeten wir einige mögliche Vorschläge zur Verbesserung der Gesamtsituation. Als nächstes steht nun ein Gespräch mit dem Klinikchef Dr. Shimwela gemeinsam mit Inken aus Deutschland an. Dieses findet diesen Freitag im Amana statt.

IMG_2740

Insgesamt wurde durch das Gespräch meine Unzufriedenheit und Frustration etwas gedämmt. Durch das Teilen unserer Erfahrungen und die Diskussion über gewisse Vorkommnisse, sehe ich einige Situationen aus der anderen Perspektive. Nicht nur aus unserer Sicht, dass einiges „falsch“ läuft bzw wir es anders gelernt haben, sondern auch aus der Sicht, dass vieles hier seit Jahren so gemacht wird und nicht in Frage gestellt wurde – demnach empfinden es die Kollegen hier als richtig.
Man muss einen guten Weg finden, um wenigstens einige Situationen zu verbessern und meinen Kollegen auch den Ernst der Lage deutlich machen, ohne sie in ihrer Kompetenz anzugreifen. Denn auch ich fühle mich in meiner Kompetenz oft verletzt und nicht korrekt behandelt, was allerdings nicht aus Boshaftigkeit passiert. Deshalb wollen wir jetzt ein paar mögliche Verbesserungsvorschläge „durch die Blume“ verkaufen. Mal schauen was draus wird. Zumindest sind wir gewollt was zu tun, was allerdings nicht immer einfach ist durchzusetzen.

P10002526

Heimfahrt im DalaDala

Das Wochenende musste ich dann leider im Bett verbringen, aufgrund diverser Bauchprobleme. Und auch gestern bin ich zur Sicherheit noch zu Hause geblieben. Jetzt geht es mir aber wieder gut und ich war auf der Arbeit und konnte heute direkt meine 2. Dammverletzung versorgen.

Und zum Schluss noch eine kleine Anekdote aus der vorletzten Nacht.
Da es zur Zeit sehr heiß ist und es sich angenehmer schläft, benutzte ich die letzten Tage kein Moskitonetz. Diese Entscheidung sollte mir allerdings zum Verhängnis werden.
Eine nette Kakerlake dachte wohl, dass ich so einsam in meinem Bett aussehe und gesellte sich zu mir. Im Halbschlaf streifte ich sie einmal von meinem Arm und dachte mir erst nichts dabei. Erst als sie mich ein 2. Mal „angriff“, wurde ich plötzlich hellwach und sprang panisch aus meinem Bett. 1 Sekunde später merkte ich dann, dass ich sie vor Schreck mitten in meine Haare an meinem rechten Ohr geschleudert habe. Meine Panik wurde noch größer und ich konnte sie nicht mehr verbergen. Mein leidendes Jammern weckte dann auch Maria, die erst noch friedlich neben wir schlief. Aufgrund meiner vorherigen Bauchkrämpfe und Übelkeit, fragte sie erstmal nach meinem Gesundheitszustand und ob ich mich hätte übergeben müssen. Das wäre mir fast noch lieber gewesen!
Als ich ihr dann sagte, dass ich glaube, dass mich eine Kakerlake im Schlaf überrascht hat, machte sie das Licht an und entdeckte die RIESENkakerlake in ihrem Kosmetiktäschchen auf dem Nachtschrank. Ich muss sie mit aus meinen Haaren direkt mit Schwung dorthin verfrachtet haben. Währenddessen hatte ich immer noch nicht meine Brille auf und war demnach blind. Als dann sicher war wo die Kakerlake war, schlich ich mich an mein Bett und griff nach meiner Brille.
Anscheinend waren wir 2 so laut, dass wir Marlene aus dem Nachbarzimmer weckten – diese rettete uns heroisch aus der Situation und entsorgte das Problem. Aber an unbekümmert Weiterschlafen war nicht zu denken. Wir rückten mitten in der Nacht Möbel und verpesteten die Luft mit Antiinsektenspray.
Als wir uns wieder ins Bett legten war es ca. 2.3oUhr. Als es dann gegen 5.ooUhr langsam hell wurde, konnte ich wieder länger am Stück schlafen.
Eine echte Meisterleistung einer erwachsenen Frau von 23 Jahren!!!

Ab sofort schlafe ich wieder mit Moskitonetz – egal ob ich mich zu Tode schwitze.

Hinterlasse einen Kommentar