Blutiges Knie

Gestern war ein blöder Tag.
Bereits Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, packte ich mich auf die Nase. Typisch für mich. Aus den, an uns vorbei fahrenden Autos, riefen einige Leute: „Oh Pole. Pole sana.“
Das war super peinlich. Trotzdem humpelte ich mit Maria und meinem aufgeschlagendem Knie weiter zur Arbeit.

Zunächst war der Kreißsaal leer. Eine gruselige Ruhe vor dem Sturm.
Die ersten Stunden blieben ruhig und ich wusste nicht so richtig was mit mir anzufangen. Ich schlich so durch den Ward und fühlte mich ab und zu wieder in mein Schülerdasein zurück versetzt.
Außer mir, waren dann noch 3 Praktikantinnen aus England im Labor ward – was meine Chancen auf eine gute Anleitung für den Tag drastisch minimierte.
Als sich dann der Ward nach einigen Stunden wieder zügig füllte, standen wir hauptsächlich um die Liegen herum und schauten bei den Geburten zu. Dabei hatte ich viel zu viel Zeit zum Nachdenken und zum Reflektieren einiger Arbeitsweisen. Einfach hinnehmen! …und ich hätte doch gerne selber mehr Hand angelegt.

Obwohl ich an diesem Tag nicht viel selbst gearbeitet habe, außer die Praktikantinnen zum Braunülen legen und Katheter legen anzuleiten und einige Kiswahili – sätze für sie zu übersetzen, war der Tag doch sehr anstrengend. Ich hatte das Gefühl mit Eindrücken übergossen zu werden – obwohl ich dachte, man gewöhnt sich mit der Zeit mehr daran.
Grundsätzlich ist nicht viel „Aufregendes“ passiert. Die Geburten waren schnell und einfach – die Mamas und Babys waren wohl auf. Doch manchmal ist es immer noch sehr ungewohnt, welch herber Umgang  mit den Frauen herrscht. Und da ich gestern, emotional nicht ganz auf der Höhe war, nagte es doch etwas an mir.

Nichtsdestotrotz merke ich, dass meine Kollegen mich immer mehr akzeptieren und mich mögen. Auch wenn es mit der Kommunikation nicht immer optimal klappt.

Als der Dienst dann vorbei war, wartete nun endlich der geplante Höhepunkt des Tages auf mich.
Vor ein paar Tagen bekam ich Nachricht darüber, dass das Paket von Mami aus Deutschland endlich da ist!
Also machten Maria und Ich uns zum 2. Mal auf den Weg in die Stadt. Wir waren bereits am Montag in der Stadt beim Post Office – da  war es aber bereits geschlossen. Öffnungszeiten nur bis 16.3oUhr.
Der Weg dauerte seine Zeit, da die Straßen mal wieder ziemlich verstopft und überlastet waren. Nach 1h Fahrt mit dem Bajaji, kamen wir dann endlich beim Post Office an.
Und plötzlich schoss  mir in den Kopf, dass ich gar nichts mit hatte zum Ausweisen! Eine herbe Ernüchterung.
Ich versuchte es trotzdem und lies mir aus Deutschland schnell ein Foto meines Personalausweises auf mein Handy schicken. Doch die Dame am Schalter war nicht sonderlich begeistert davon. Sie wusste nicht was sie machen sollte und schickte dann ihre Supervisiorin zu mir.
Auch diese wollte meine Kopie des Ausweises nicht akzeptieren.
Ich war wütend. Ich wollte nur mein Päckchen und verstand nicht wo das Problem war. Ich konnte mich ja schließlich doch noch ausweisen.
Doch dann kam uns noch die Idee, das Foto auszudrucken.
Dieses schafften wir dann, aufgrund der Hilfsbereitschaft eines Sicherheitsbeamten noch rechtzeitig vor Ladenschluss. Die offene Hilfsbereitschaft vieler Leute hier, hat uns schon oft schneller voran gebracht.
Ich legte der Postfrau die Kopie meines Ausweises vor die Nase, die sie zu vor nicht akzeptieren wollte. Ich erklärte ihr dann noch, auf ihrer Nachfrage hin, was welche Zahl auf meinem Ausweis bedeuten und dann war alles plötzlich kein Problem mehr. Ich war erleichtert und glücklich, als sie dann das Päckchen mit Muttis vertrauter Schrift obendrauf zu mir brachte!

Ein Anderer Postbeamter öffnete es dann noch kurz – bemerkte nach einem kurzen Blick: „Chakula – Essen“ und schaute gar nicht mehr weiter nach, welche Schätze für mich auf den Weg geschickt wurden!
Zufrieden, aber immer noch etwas angesäuert, verließen wir, mit dem Paket unter dem Arm, das Post Office.
Der Rückweg dauerte noch mal genauso lange, wie der Hinweg. Als Maria und Ich zu Hause ankamen, waren wir erledigt. Schnell essen – duschen und ab ins Bett. Zwischen durch erfreute ich mich noch meinem großen Paket aus Deutschland.  Unter Anderem selbstgemalte Bilder der Kleinen – Puddingpulver – Süßigkeiten – geliebte Kleider und ein Föhn!

Heute bin ich zu Hause. Mein Knie hat es wohl doch schlimmer erwischt, als anfangs vermutet. Ich kann es wenig bewegen und humpel so durch die Weltgeschichte. Aber es tut auch ganz gut zu Hause zu sein. Etwas Lesen … entspannen. Ein guter Kontrast zum gestrigen Tag, von denen hoffentlich nicht mehr so viele folgen.
Da morgen die 3 Anderen aus Deutschland kommen, haben wir ein längeres Wochenende und können die Zeit ausgiebig nutzen, um ihnen schon einige Dinge zu zeigen und mit ihnen zu unternehmen. Darauf freue ich mich!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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