Die letzten 97 Tage laufen…

In dieser Woche kam keine unerwartete Krankheit oder starker Regenfall oder sonst irgendwelche unverhofften Ereignisse dazwischen.
Ganz im Gegenteil. Die letzte Woche verlief absolut arbeitsgerecht.
Wie Immer war ich jeden Morgen unheimlich müde und schleppte mich irgendwie aus dem Bett. Trotzdem haben wir endlich wieder gutes Wetter – ohne Regen. Ich konnte wieder Kleider tragen und konnte Regenschirm und Gummistiefel getrost zu Hause lassen. Ebenfalls sind die Temperaturen deutlich angenehmer und die Luftfeuchtigkeit wieder etwas gesunken. Das verhindert zwar nicht den alltagsüblichen Schwitzanfall beim Ankommen auf der Arbeit, jedoch ist das Schwitzen auf der Arbeit nicht mehr all zu ausgeprägt wie sonst. Absolut ernst zunehmende (Luxus)Probleme!

Auf der Arbeit, ich bin immer noch auf der Schwangerenstation, wurde ich nun immer mehr eingespannt. Ich durfte bzw musste die Ward Round (Visite) der Ärzte alleine begleiten und die Anordnungen ausführen und abarbeiten. Als ich irgendwann tatsächlich einen Überblick hatte und mein eigenes Schema entwickeln konnte, was trotzdem manchmal von meinen Kollegen über den Haufen geworfen wurde, lief das Ganze echt ziemlich gut. Ich freute mich Aufgaben selbstständig übernehmen zu können und weiter an meinen Fähigkeiten des Blutabnehmens, Braunülen/Flexülen legens und Anderes weiter zu erproben. Nebenbei ist es auch ganz nett das Lob meiner Kolleginnen einzuhaschen, die sich natürlich freuen, wenn ich einen Teil der Arbeit übernehme.
Gelegentlich ist es nur etwas lästig den Ärzten auf dieser Station vieles hinterherzuräumen und bei Dingen zu unterstützen, bei denen man eigentlich keine Unterstützung bräuchte. Das ist für mich wirklich etwas ungewohnt. Aber das hängt sicherlich auch jeweils vom zuständigen Arzt ab. Mit dem einen Arzt mache ich die Visite lieber – mit dem Anderen eher weniger.
Insgesamt war es aber eine ganz erfolgreiche Woche.

Am Freitag wurde ich dann von meinen Kolleginnen gebeten mich um die anstehenden Sectios zu kümmern. Auf der Station werden nämlich auch alle Frauen aufgenommen, die bereits einen Kaiserschnitt in der letzten Schwangerschaft hinter sich haben und dann in der neuen bestehenden Schwangerschaft meistens eine Re-Sectio empfohlen bekommen. Und da nicht genügend Personal vorhanden war und ich weiß wie das Management bei einer Sectio abläuft, durfte ich mich um 2 geplante Sectios von unserer Station kümmern.
Ich fand es super mal wieder Babys in Empfang zu nehmen und für kurze Zeit meinen eigenen Ablauf entscheiden zu dürfen.
Da es keinerlei Risikofaktoren gab und die Schwangerschaften beider Frauen absolut unauffällig verliefen, erwartete ich primär auch keine Komplikationen während der Sectios.
Und so war es auch. Ich nahm ein gesundes reifes Mädchen und einen vitalen Jungen in Empfang. Danach konnte ich wie gewohnt das übliche Aufnahme-Tam-Tam erledigen und mit beiden Babys einmal durch den Maternity Ward gehen. Dieses ist besonders während der Besuchszeit abenteuerlich, denn viele Angehörige sitzen draußen und bringen ihren Familienmitgliedern Verpflegung für die nächsten Stunden. Auf diesem Weg beobachten mich dann immer reichlich große Augen aus strahlenden Gesichtern – manchmal allerdings auch mit etwas Verwirrung gemixt. Doch meistens fliegen mir Wörter wie „Hongera (Herzlichen Glückwunsch) oder einfach nur „Wow“ entgegen. Immer wieder ein Erlebnis. 🙂
Außerdem war es wieder schön ein paar „alte“ Kollegen aus dem Labor ward und der Wochenbettstation zu sehen und ein bisschen tansanischen Smalltalk zu halten. Es ist wirklich ein gutes Gefühl, wenn einen mittlerweile viele kennen, mit Namen anprechen (!!!) und sich darüber freuen einen zu sehen und, dass mein Kiswahili auch besser wird bzw geworden ist.

Besonders jetzt wo die letzten 97 Tage laufen versuche ich diese Momente zu genießen und in Erinnerung zu behalten. Die Zeit läuft plötzlich so schnell und trotzdem steht noch so viel auf der Liste…
Da ist man schon fast wieder von der eigenen deutschen Mentalität gehetzt! 🙂

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